Zu den Arbeiten von Johannes Hüttemann
 
Die Begegnung mit der byzantinischen Ikone führte Herrn Hüttemann zu dem Grundgedanken seiner Arbeiten. Die byzantinischen Künstler schufen Sinnbilder einer unvergänglichen Ideenwelt. Alle bildnerischen Mittel dienten der Semantik zeitloser Dauer. Diesem Anliegen dienten einerseits eine über Jahrhunderte stabile Ikonographie, andererseits dauerhafte Materialien und auf Dauer gewährleistende technische Verfahren. In der byz. Ikone, weil sie die Versinnlichung des Allgemeinen und Zeitlosen intendiert, verschwindet die Individualität des Künstlers und des Kunstwerkes. (Der Laie kann weder die Ikone des 9. Jahrhunderts von der des 16 Jahrhunderts, noch die Ikone der einen Schule von der anderen unterscheiden.)
Dennoch begegnet die Ikone dem Betrachter zwiespältig. Hat der Künstler seine Werke soweit ihm möglich von allen Spuren der Individualität und Zeitlichkeit befreit, so wurden diesen im Lauf der Zeit die Spuren ihrer individuellen Geschichte eingezeichnet: Gebrauchsspuren, Erosionsspuren, Spuren klimatisch thermischer Veränderungen.
Hüttemann faszinieren die von ihren Urhebern nicht intendierten Zeitspuren. Ihre Semantik der Ewigkeit interessieren ihn als Folie, vor der sich die Spuren zeitlichen und nur dadurch unverwechselbar individuellen Lebens abheben. Hüttemanns Objekte sollen den Betrachter nicht zurück in den sakralen Raum der Ikone führen, sondern ihm ästhetische Erlebnisse an vertrauten Gegenständen vermitteln, die eine Grunderfahrung seiner Lebenswelt aufdecken: die Dinge, mit denen wir uns umgeben, sind austauschbare Konfektionsware, Massenprodukte ohne individuelle Eigenschaften, nach Bedarf wiederholbare Realisationen einer "Idee".